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Der V-Edge Kongress in München am 01. Februar 2020

Meinen Geburtstag feierte ich dieses Jahr nicht traditionell mit Alkohol, großem Essen und Freunden, sondern stand um 5.30 auf der Matte um pünktlich um 8.30 in München beim V-edge Kongress teil zu nehmen. Verpassen wollte ich nichts.

 

Als ich ein paar Tage zuvor von dieser Veranstaltung hörte, konnte ich mir nicht viel darunter vorstellen und hab neugierig nach recherchiert. Nach ein paar Klicks erfuhr ich, dass sich eine Gruppe junger Münchner zusammen getan haben um für Interessierte das Thema Veganismus aus unterschiedlichen Perspektiven und Möglichkeiten näher zu bringen.

Auf ihrer Facebook Seite stellen sie sich selbst vor:

 

Wir sind eine Gruppe junger Münchner mit dem gemeinsamen Ziel fundierte Informationen rund um das Thema Veganismus verfügbar zu machen und interessierte Menschen zusammenbringen. So wollen wir eine Gemeinschaft fördern, in der inspirierende Freundschaften entstehen, sodass wir gemeinsam effektiver eine nachhaltigen, gerechten und gesunden Zukunft für Menschen und andere Tiere gestalten können.

Unsere Hintergründe sind so divers wie die Themen des V-Edge Kongresses. Naturwissenschaftler, Unternehmer, ITler, Architekten, Eventmanager und andere Bereiche sind unsere berufliche Heimat.

Um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen, haben wir den gemeinnützigen Verein Living Future gegründet und veranstalten im Januar 2019 den ersten V-Edge Kongress München.

 

Mich hat es neugierig gemacht, wie die Zukunft aus Sicht von Menschen aussieht, die sich auch hauptberuflich und zielgerichtet damit beschäftigen und inwiefern ich mich davon inspirieren lassen kann. Also, zugesagt und Tickets gekauft. Bei allem was geboten wurde, fand ich den Preis auch sehr fair.

Erwartungsvoll und zuversichtlich machten meine Begleitung und ich uns auf den Weg und hiermit bedanke mich bei dieser Gelegenheit nochmal für dieses coole Geschenk!

 

Mit dem Navi ist die Technische Universität vom Hauptbahnhof zu Fuß recht gut erreichbar. Zur Begrüßung bekam jeder Besucher eine Goodi Bag, gefüllt mit Gutscheinen und Testartikeln einiger Sponsoren. Getränke und die Frühstücks- und Essensgutscheine durfte man sich auch schon mal holen. Nachdem wir unsere Magen gefüllt, die Blasen geleert und die Jacken abgegeben hatten, war es auch schon Zeit, den richtigen Hörsaal zu finden, bevor es los ging. Der Weg führte raus über einen Hof, was bei dem schönen Wetter absolut in Ordnung war, um sich auch mal an der frischen Luft in den Pausen die Beine zu vertreten. Die Beschilderung war auch gut, und wer sie übersehen hatte, lief einfach der Menschenmasse hinterher...

Wir ergatterten uns einen relativ guten Platz am Rand, denn von der Mitte aus war ein „kurz mal raus“ schlecht möglich, ohne dabei auf sämtliche Füße zu treten.

 

Der erste Vortrag...

Adriano Mannino

Pünktlich begrüßte das Team die Besucher und klärte über den Ablauf der Essensausgaben auf, wo sich die stillen Orte befinden und was uns alles erwartet.

 

Dann ging es auch schon los mit dem ersten Referent Adriano Mannino, Mitgründer Sentience Politics & President Effective Altruism Foundation.

Zugegeben konnte ich mit der Bezeichnung aus dem Programm nicht viel anfangen und ließ mich gerne aufklären. Hauptsächlich ging es um die technologische Erzeugung von Fleisch ohne Tierleid, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist, da die Fleischindustrie in den asiatischen Ländern immer weiter ansteigt.

(Kurze Zwischeninfo dazu, die ich im Netz gefunden hatte: https://netzfrauen.org/2020/01/06/chinadogs-2/ )

Den Vergleich von den Kutschen und wie groß das Leid der Pferde damals war, bevor das erste Auto fuhr, war zwar einleuchtend, dennoch ist es nun die Umwelt die unter der Automobilindustrie leidet. Denn irgendwo müssen die technischen Rohstoffe ja her kommen, um die Fahrzeuge herzustellen. Zusätzlich entsteht eine Menge Schrottmüll und Abgase, die irgendwo in der Luft hängen bleiben und auch der Treibstoff wächst nicht an der Zapfsäule.

 

Genauso stell ich mir das bei der Herstellung von Labornahrung vor, die nicht natürlich ist, egal wie gut man es erklärt.  

 

Mit Biotechnologie in die Zukunft?

Raffael Wohlgensinger

Wenn es möglich ist, laut dem zweiten Vortrag von Raffael Wohlgensinger von (Clean Diary – Innovation durch Biotechnologie), aus dem Labor Fleisch und Milch herzustellen und dieses die Chinesen und Inder überzeugt, soll mir die Vermarktung recht sein.

Doch moralisch gesehen, hätte ich persönlich an Ersatzprodukten höchstens übergangsweise Interesse. Nachhaltig betrachtet, kann diese Lösung nicht zum gewünschte Ergebnis führen, wie ich finde.

 

Die ersten beiden Referenten wirkten sehr sympatisch und fachlich kompetent und die Vorträge gut durchdacht. Doch aus dem Inhalt heraus habe ich für mich festgestellt, dass ich mir das für die Zukunft dauerhaft nicht wünsche. Umso erschreckender war es, dass große Konzerne wie Nestle und Co diese Art unterstützt, ein kleiner Biolandwirt wie der vierte Redner Daniel Hausmann jedoch um Förderungen kämpfen muss.   

 

"Weil der Hund Proteine braucht, kein Fleisch"

Tessa Zaune-Figlar und Valerie Henssen

Doch zuvor hielten die beiden Gründerinnen von Vegdog Tessa Zaune-Figlar und Valerie Henssen nach der leckeren Frühstückspause ihren Vortrag über vegane Hundeernährung, „weil der Hund Proteine braucht, kein Fleisch“.

Hundebesitzer aufgepasst!

Während in China also Hunde auf dem Grill landen, wie das Schweinesteak bei uns, haben die beiden jungen Frauen ein Unternehmen gegründet, das für den besten Freund des Menschen veganes Hundefutter herstellt.

Aus der persönlichen Geschichte heraus, die Frau Zaune-Figlar erzählte, reagierte ihr treuer Hund auf sämtliche Futtersorten allergisch, was ihn allmählich immer kränker werden ließ. Erst durch eine vegane Umstellung wurde der Hund wieder sehr schnell beschwerdefrei und erreichte doch noch stolze 16 Jahre.

Seit dem ist sie davon überzeugt, dass Hunde keine Fleischmahlzeiten brauchen und entwickelte gemeinsam mit der Tierärztin Valerie Henssen das vegane Hundefutter.

Den Mythos, dass Hunde ihre Proteine ausschließlich aus Fleisch brauchen, widerlegte die Ärztin.

Auch ich habe schon mehrmals davon gehört, dass vegan ernährte Hunde um die 20 Jahre oder älter werden können, trotzdem sollte man darauf achten, dass das Tier bei einer Umstellung unter tierärztlicher Beobachtung steht.

 

Sich darüber zu informieren und auszuprobieren lohnt sich allemal!

 

Mit Gemüsekisten raus aus der Tierausbeutung und Klimakrise

Daniel Hausmann

Wie oben schon erwähnt, trat Daniel Hausmann mit dem Thema Bio-vegane Landwirtschaft – ein Weg aus der Tierausbeutung und Klimakrise auf die Bühne.

An den Reaktionen des Publikums konnte man schnell feststellen, dass nicht nur ich von seiner Darbietung begeistert war. Genau wie der sympathische Landwirt aus Leipzig seinen Hof und Felder aufgezogen hatte, stelle ich mir die Zukunft vor. Die simplen Tricks, dass auf den Feldern Schädlingsbefall vermieden wird und somit nicht gespritzt werden muss, sollte zum Allgemeinwissen in Schulen gelehrt werden. Ich kann mir vorstellen, dass man wieder im eigenen Garten seine Nahrungsmittel anbauen kann und die Böden ohne chemischen Belastungen regenerieren können. Für Mensch, Tier, Umwelt und Erde wäre das die denkbar beste Lösung für die Zukunft.

Möglicherweise denkt der Großteil ähnlich, weshalb Daniel Hausmann große Anerkennung mittels Applaus erhielt.

Solche Menschen sollten mehr gefördert und finanziell unterstützt werden.

 

An dieser Stelle frage ich mich wieder weshalb Nestle´s Geld in eine Technologie fließen muss, wenn doch die Natur schon alles bietet ?! 

Bis dahin werden weiterhin die Gemüsekisten verkauft. 

 

Jeder kann die Welt verändern

Magdalena Gschnitzer

 

...z.B. indem man sich vegan ernährt, oder wie Magdalena Gschnitzer, die als Umweltaktivistin und Autorin die halbe Welt bereiste. Die selbstsichere Frau hat mich vom Hocker gerissen! Ich gehe davon aus, dass bei ihren lebhaft erzählten Geschichten so einige Zuhörer die, wie ich, die Tränen nicht zurück halten konnten. Bildhaft konnte ich mir vorstellen, was sie erlebte, ihre Worte gingen direkt unter die Haut. Trotz der vielen traurigen Erlebnissen, die sie mit Unterwassertieren gemacht hat und unter anderem das tragische Schicksal von etlichen Walen und Delfinen mit erlebte, schaut sie optimistisch in die Zukunft und zieht weiterhin tolle Projekte durch, die man auf ihrer Internetseite verfolgen kann.

 

Für mich hat sie eine große Vorbildfunktion gewonnen.   Danke, für die wertvolle Arbeit.


 

Wie geplant wurden um 13.00 zwei Gerichte für die Besucher zur Auswahl angeboten. Für die Verpflegung war das vegane Restaurant bodhi zuständig, das man in München, Augsburg und seit letztem Jahr inzwischen auch in Ulm genießen kann. Durch den hohen Andrang ist es mir in Ulm allerdings -außer an einem Brunch Samstag- noch nicht gelungen, ein Platz zu reservieren. Umso erfreulicher war diese Gelegenheit. Serviert wurden leckere Rahmschwammerl, Thaicurry und zum Nachtisch Mousse au chocolat.

Das Angebot an Obst und Gemüse, vielleicht auch in Form von Smoothies, hatte mir persönlich gefehlt, wurde aber auch so gut satt.

 

Um ohne größere Störfaktoren fortfahren zu können, wurden diejenigen, die sich verquatschten und die Zeit vergaßen, auf die Uhrzeit aufmerksam gemacht.

Somit gab es in den nachfolgenden 45 Minuten eine Diskussionsrunde mit Adriano Mannino, Tessa Zaune-Figlar, Mischa Sysoev und Lia Schmökel unter anderem darüber wie eine vegane Ernährung besser vermarktet werden könnte. Anschließend wurden auch die Zuschauer mit einbezogen und Fragen beantwortet.

 

"Ignoranz ist die Kunst mit offenen Augen nichts sehen zu wollen"

Constantin Preis

...bis Constantin Preis ans Podium gebeten wurde...

Der deutsche Meister im 400m Hürdenlauf erzählte er über die vegane Ernährung im Leistungssport.

Durch die Schwankungen zwischen vegetarischer und veganer Ernährung bemerkte er deutliche Unterschiede durch körperliche Symptome, lernte auch den Umgang mit Kritikern, die eine pflanzliche Ernährungsweise – erst recht im Leistungssport- nicht befürworten. Trotzdem ließ sich Constantin davon nicht belehren, denn durch eigene Erfahrung stellte er fest, dass seine sportlichen Leistungen wesentlich besser waren, sobald er sich vegan ernährte.

Ein Tipp von ihm den ich für den Anfang bei der Umstellung weiter geben möchte, ist die „Einfachheit“.

Koche weiter wie bisher und lass einfach die tierischen Produkte weg. Möglichst bio auf dem Wochenmarkt, saisonal und regional, dann bist du auf einem guten Weg.

Worauf er noch hinwies, ist nicht nur das Mindset, sondern zu lernen, auf seinen Körper zu hören, was im Sport besonders wichtig ist um Verletzungen vorzubeugen.

 

Ein toller Film zu diesem Thema ist Game Changers.

 

„Ignoranz ist die Kunst mit offenen Augen nichts sehen zu wollen.“

Ich glaube, vegan ist nichts für mich

Patricia Faut

Die 5 häufigsten Fehler bei veganer Ernährung erklärte Patricia Faut (Plantpower Nutrition).

Menschen die den Veganismus ausprobiert hatten, aber nach wenigen Wochen wieder aufgaben, kommen häufig zu ihr. Da sich der Zustand nicht besserte, manchmal auch verschlechterte schoben sie das auf die Umstellung mit den Worten „Ich glaube vegan ist nichts für mich“.

 

Mit diesem Vortrag räumte die Ernährungsberaterin mit potentiellen Fehlerquellen auf, die sie im Laufe der Zeit bei ihren Klienten herausfinden konnte.

Die Beispiele, die ihre Kunden an einem Tag zu sich nehmen, deuteten darauf hin, dass sie sich häufig zu einseitig ernähren. Wichtig ist eine farblich „bunte“ Ausgewogenheit.

Der zweite Fehler ist trotz gesunder und ausgewogener Mahlzeiten, die geringe Energiedichte.

Andere übertreiben es mit Ballaststoffe, die nur bis zu einem bestimmten Punkt gesund sind, was auch der Grund sein kann, weshalb jemand vegane Ernährung nicht „verträgt“.

Viele versuchen, sich auf Pulver, Kapseln und anderen Nahrungsergänzungsmitteln ihren Fokus zu setzen, für die vielerlei geworben wird. Doch wenn man darauf achtet, dass man möglichst selbst und frisch kocht, sind Mangelerscheinungen eher selten. Daher ist es empfehlenswert, erst beim Arzt testen zu lassen, ob und welche Mangelerscheinungen vorliegen, bevor man seinen Apothekenschrank mit Ergänzungsmitteln füllt.

 

Ein informativer Vortrag über vegane Kinderernährung

Carolin Wiedemann

16.00 Uhr. 

Carolin Wiedemann, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin beschäftigt sich seit Langem mit veganer Kinderernährung. Auch dieser Bereich schien großes Interesse bei den Zuhörern geweckt zu haben.

 

Vorweg erklärte sie zunächst, dass im Medizinstudium Ernährung leider keine große Rolle spielt, was eigentlich sehr dramatisch ist, da die meisten Volkskrankheiten, wie im Herz- Kreislaufsystem, Diabetes, Krebs usw, auf falsche Ernährung und zu wenig Bewegung zurück zu führen ist.

Carolin Wiedemann ist es wichtig, dass dieses Wissen an sowohl an Ärzte, als auch an die Allgemeinbevölkerung herangetragen werden muss und mitgründete aufgrundessen PAN International (Physicians Association for Nutrition).

Desweiteren klärte sie über viele Daten und Fakten auf, sowie darüber, dass eine gut geplante vegane Ernährung auch für Kinder durchaus vorteilhaft ist. Da besonders die ersten 2 Jahre in der Entwicklung auf einige wichtige Punkte zu achten ist, sollte man sich gut darauf vorbereiten, sich professionell beraten und begleiten lassen.

Die Eltern sollten schon fundiertes Wissen über vegane Kinderernährung haben, um die Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden.

 

Dabei stelle ich mir eine Frage:

Ist das Fleisch deshalb wichtig, weil darin die essenziellen Nährstoffe enthalten sind, die von den Tieren in pflanzlicher Form aufgenommen wird? Ist es daher nicht essenziell wichtig, dem Kind in Form von Gemüse, Kräutern, Hülsenfrüchte usw die Nährstoffe zu geben ohne den Umweg über das Fleisch? Die Gefährdung einer veganen Ernährung bei Kindern liegt also möglicherweise in einer einseitigen Ernährung, denn Pommes mit Ketchup ist schließlich auch vegan, aber nicht zu vergleichen mit Kartoffeln und Tomaten.

 

Ein inspirierender Vortrag, der gut und gerne noch viele Informationen und Fragen offen hält, wenn da nicht die zeitliche Begrenzung gewesen wäre...

 

Vegan ist ungesund

Gordon und Aljosha

Nach der letzten Pause hatten die beiden Hochkaräter Gordon und Aljosha ihre Präsentation. Bekannt sind die beiden Aktivisten durch den YouTube Kanal „vegan ist ungesund“ und ihren Beitrag bei Stern TV, als sie heimlich eine Schweinezuchtfarm filmten und unfassbare Zustände auf deckten. Ein paar Klicks durch den Kanal lohnt sich, wer trotz diesem schwer verdaulichen Thema dennoch etwas zu Lachen sucht.

 

Auch ihre kreativen Tipps zum Umgang mit Möglichkeiten, die Mitmenschen zum Denken anzuregen und Argumentationen erleichtern sollen, sorgten auch an diesem Tag für jede Menge Lacher. 

Kurz wurde noch die BKK ProVita- Die veggifreundliche Krankenkasse vorgestellt. Schwerpunkt liegt darin, Menschen bewusst zu machen, dass eine pflanzliche Ernährung präventiv ist um die typischen Volkskrankheiten vorzubeugen. Daher enthält sie viele Leistungen , unter anderem wie Ernährungsberatung, Pflanzenpower an Kitas und Schulen, alternative Heilmethoden und Basenfasten bereit. Ein Blick auf die Internetseite oder eine persönliche Beratung, gibt mehr Aufschluss darüber.

 

Beendet wurde der Tag mit einer weiteren Runde mit den Aktivisten Valentin Zech, Ayse Deniz Kavur, Thorsten Dietz und Oliver Schmitt, die sich vorstellten und über ihre Tätigkeiten berichteten. Sie gaben dem Publikum wertvolle Tipps an die Hand, wie man sich einsetzen kann und beantworteten Fragen. 

 

Müde, inspiriert, motiviert, hoffnungsvoll und sehr dankbar nahm ich den Input mit nachhause um ihn hiermit mit euch zu teilen. Ich werde mich noch lange daran erinnern, was das Team auf die Beine gestellt hat.

Bis nächstes Jahr!

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