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Draußen wenn alles tobt

Schrilles Pfeifen, lautes Knallen, krachendes Donnern, am Himmel bunte Lichter...

Wenn man es nicht wüsste, dass das hierzulande Tradition ist, um so das neue Jahr zu begrüßen, könnte man meinen, dass wir inmitten eines Kriegsgebietes sind.

Erschreckend genug für die Tiere, die hilflos sind und nicht wissen was geschieht.

 

Vor meinem Fenster kann man das ganze Jahr über einen großen Baum beobachten, wenn er im Frühjahr zu blühen beginnt, im Sommer behängt mit massig grünen Blättern in den Vögel ihre Nester bauen, im Herbst seine schönsten Farben zeigt und im Winter viel Platz für viele Raben hat. Seit Silvester hatte sich aber keiner mehr dort gezeigt und frage mich, wo sie hin sind und wie lange wohl so ein Schreck in einer Tierseele steckt.  

 

Tradition ist es auch, sich mit Sekt zu betrinken und lauthals zu feiern oder in Tröten in die Ohren zu pusten.
Gegen Spaß ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden, was ich die letzten Jahre auch sehr amüsant fand. Silvester war für mich immer etwas Besonderes. Es war mir sogar wichtiger als Weihnachten, Geburtstag oder sonst ein Tag den man mit Traditionen schmückt.

Es war mir wichtig, mit Lieblingsmenschen in das neue Jahr zu rutschen, ihnen alles Gute zu wünschen und beim Sekt anstoßen, auch gute Wünsche fürs neue Jahr zu erhalten.  

Mein Silvester im Krisenjahr 2015/2016

Das Silvester an meinem Krisenjahr 2015/16 war für mich allerdings ein Höllentrip.

Zu dieser Zeit vermied ich Menschen und trug mich freiwillig zum Dienst an Weihnachten, wie auch Silvester ein, um nichts von einem Funken guter Laune mit bekommen zu müssen.

So ging ich am 31.12.2015 von meinem Spätdienst in den kleinen Bunker, in dem ich monatelang mit meinem Köfferchen und einer Matratze vor mich hin lebte, deckte mich mit Alkohol zu, ging durch meine selbstgestaltete Hölle und rief die bösen Geister in meinem Kopf.

Morgens um 5.00 zum Frühdienst war ich wieder ausreichend abgelenkt.

 

Auch dieses Jahr kam ich nicht drumherrum Zuhause bei meiner Katze Mokka zu bleiben. Denn gerade für Tiere ist es wahrscheinlich ein noch größerer Horrortrip, als der den ich vor 4 Jahren hatte und würde die Kleine an so einem Abend nicht sich selbst überlassen. Somit war ich also „dran“ und musste den 10 Tages-Vipassana Kurs absagen, den ich eigentlich über die Rauhnachtsszeit geplant hatte.

Zuerst bekam ich große Panik und erinnerte mich an das Silvester 2015/16.

 

Weihnachten, Geburtstag, Ostern allein sein... nichts lieber als das... Aber Silvester alleine feiern, wollte ich mir nie wieder antun.  

Aber woran liegt das?

Die Tage zwischen Weihnachten und den heiligen drei Königen verbringe ich heuer bewusst mit viel Stille und Alleinsein, denn da ist der Kontakt zur „Anderswelt“, wie ich sie gern nenne, sehr groß. Der Höhepunkt der Dunkelheit und der tiefen Stille ist am Neujahrswechsel und genau da wurden uns vor noch gar nicht allzulanger Zeit Feuerwerk und Alkohol in die Hand gedrückt.

Zwar heißt es zur Begründung, dass man so die bösen Geister vertreiben will. Aber kann es nicht sein, dass gerade dadurch die guten Geister genauso wie auch die Tiere vertrieben werden?

 

Aufgrund von sinnlosen Müll, Feinstaub in der Luft, Tiere die sich zu Tode erschrecken, wird seit geraumer Zeit über ein Verbot von Böllern diskutiert. Wie nicht anders erwartet, wird aus der anderen Richtung jener, die sich ihr Vergnügen nicht verbieten lassen wollen, massiv dagegen gebrüllt, woran erkennbar wird, wie laut es in derer Köpfe schon sein muss. Denn ohne zuzuhören, darüber nachzudenken wird argumentierlos dagegen gefeuert, aus Angst, dass das geliebte Spielzeug weg genommen oder die Wurst vom Grill geklaut wird und dadurch eine Leere entsteht.

Genau durch diese Leere werden die "bösen Geister" gerufen die auch in meinem Kopf entstanden und die man mit schrillen Gedöns und Alkohol übertönen will. 

 

Möglich, dass ich für einige wie ein Spielverderber klinge.

Trotzdem hoffe ich auf Leser, die sich Gedanken dazu machen.

 

Nach den stillen Tagen in dieser dunklen Zeit hatte ich überhaupt keine Angst mehr davor, auch diese Nacht alleine zu verbringen und freute mich schon sehr drauf. Kurzfrisitg feierten wir einen gemütlichen, harmonischen Jahreswechsel in das neue Jahrzehnt - doch zu dritt – und mit der Anderswelt.

 

 

Mit viel Übung kann man in sich „kehren“ und in die stille Meditation gehen, auch wenn draußen alles tobt. Je lauter es draußen ist, umso stiller wird es in mir.

Ich freue mich auf alles was war, auf alles was ist und alles was noch kommt.

Es schläft der Erde Seele in Sommers heiße Zeit

Da strahlet helle der Sonne Spiegel im äußeren Raum

Es wacht der Erde Seele in Winters kalter Zeit

Da leuchtet geistig die wahre Sonne im innern Sein

Sommersfreude Tag ist Erdensschlaf

Winters weihe Nacht ist Erdentag

 

(Rudolf Steiner)

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