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Alle Jahre wieder...

 Der Herbst ist inzwischen längst da und es dauert nicht mehr lange, bis die letzten Blätter von den Bäumen gefallen sind.

Das ist die Zeit, in der sich die Supermärkte, Drogerien und andere Einkaufsläden mit Schokoladenweihnachtsmännern, Lebkuchen und jeder Menge funkelnder Deko füllen.

 

Das ist die Zeit, in der man sich Gedanken darüber macht, was man wem schenken möchte.

Das ist die Zeit, in der man darüber nachdenkt, ob das Weihnachtgeld dafür ausreichen wird, falls man denn welches bekommt.

Das ist die Zeit, in der man bespricht, wo und mit wem man das Fest der Liebe und Besinnlichkeit feiern will, ohne dass sich jemand benachteiligt fühlt oder beleidigt ist, obwohl man eigentlich keine Lust dazu hat, bei Tante Else zu feiern.

Das ist die Zeit, in der im Fernsehen emotionale Mon Cherrie und Coca Cola Werbesendungen und Vorschautrailer für immer die selben sentimentalen Filme rauf und runter laufen.

Das ist die Zeit, in der Zeitschriften mit Tipps und Tricks befüllt werden, wie man den ganzen Stress am besten vermeidet und sich wundert, warum diese Planungen nicht funktionieren und sich hinterher noch gereizter fühlt.

 

 

Manche haben ihre Geschenke bereits längst im Keller verstaut und warten schon lange darauf, unterm Weihnachtsbaum zu liegen. Andere kaufen alles nur online, um dem Stadttrubel aus dem Weg zu gehen und meckern herum, wenn Amazon oder die Post es nicht rechtzeitig schafft.

Doch warum scheinen die Städte jedes Jahr noch voller zu werden? Liegt es daran, dass es vielen erst dann auffällt, wenn die letzten Türchen am Adventskalender geöffnet werden, dass das Christkind „vor der Tür“ steht und es an der Zeit wäre, die letzten Groschen aus dem Geldbeutel raus zu kramen? Man will ja kein Spielverderber in diesem Spiel sein, so dass man pflichtbewusst für jeden etwas kauft.

Oder liegt es daran, weil das Angebot immer größer wird?

 

Das ist aber auch die Zeit, die mich alle Jahre wieder traurig und nachdenklich macht. Ich frage mich, ob das wirklich Sinn des Festes ist und habe für mich beschlossen ein Spielverderber zu sein, indem ich freiwillig arbeite, um dem ganzen Trubel aus dem Weg zu gehen. Meine Dekorationsartikel sind längst verbannt und daran, dass ich keine Geschenke mehr einkaufe, wird sich auch der Letzte noch gewöhnen. Bis dahin muss ich mich wohl an die schiefen Blicke gewöhnen, die ich bekomme, wenn ich meine Gründe dafür aufzähle. Möglicherweise auch eure. Immerhin hab ich kein Stress...

Denn wenn ich Menschen höre, die aus jeder Ecke erzählen wie schlimm das alles mit der Umwelt, dem Hunger in der Welt und der obdachlosen Menschen in dieser kalten Jahreszeit sei, sich aber dann alle Jahre wieder in den Geschenke und Weihnachtswahn stürzen, finde ich es eigenartig, wie schnell man diese schlimmen Dinge wieder vergessen hat.

Wobei einige dann doch noch etwas spenden, um das Gewissen zu beruhigen.

...und so ganz nebenbei den Umsatz dadurch noch weiter erhöhen.

 

Weihnachten im Geschenkewahn oder Konsum als Ersatz für das Glücksgefühl?

Wenn ich mich da durch die Kerzen und die Glitzerkugeln quetsche, weil ich auch hin und wieder auf der Jagd nach Nahrungsmitteln bin, muss ich damit rechnen, länger als gewöhnlich an der schier endlos langen Kasse zu stehen.

Zugegeben verleiht einem diese Zeit eine Gefühlsstimmung, die einen sentimental werden lässt. Die vielen Lichter und Glitzerkram erinnern mich an eine kitschige Werbung, die dir unterbewusst zu flüstert: „Kauf mich! Egal was, hauptsache du gibst dein Geld aus! Dann bist du glücklich und machst auch andere glücklich.“

 

Ist man sich dessen bewusst, dass das eine Art Manipulation ist, wendet sich schnell das Blatt und ich sehe die Umwelt, den Hunger in der Welt und die obdachlosen Menschen in dieser kalten Jahreszeit, während andere sich im Gefühlsbad tummeln und sich einreden lassen, dass Weihnachten das Fest der Liebe sei, indem man seinen Lieben Geschenke kauft und Jahr für Jahr die selben Weihnachtsfilme anschaut, um überhaupt irgendwie, zumindest kurzfristig, in Stimmung zu kommen.

 

 

Ist es wahr, dass wir das alles brauchen? Ist es wahr, was uns hier an Werten vermittelt wird? Ist es wahr, dass das die „Tradition“ von Weihnachten ist? Oder ist das nur eine geschickte psychologische Geschichte, um die Wirtschaft anzukurbeln? Waren die Menschen vor hundert oder vor 2000 Jahren unglücklicher, weil sie nicht jedem etwas schenken konnten?

Und warum gibt es ausgerechnet an Weihnachten ständig Reibereien innerhalb der Familien und unter Freunden?

Warum ist die Suizidgefahr zu dieser besinnlichen Zeit so hoch?

War das schon immer so?

 

 

Natürlich ist es gerade für Kinder ein großer Zauber und besonders aufregend.

Aber warum wird ein Kind trotzig, wenn es nicht die neue Playstation bekommt, während ein anderes glücklich über neue Schuhe wäre?

Ein anderes wird verängstigt, in dem man ihm den Glaubenssatz in das Köpfchen pflanzt: „Wenn ich nicht artig bin, kommt das Christkind nicht zu mir.“ Dann ist es aber verwirrt, weil der Mitschüler viel mehr Geschenke bekommt, obwohl dieser immer so frech ist.

Was wird Kindern in unserer Gesellschaft damit vermittelt?

Konkurrenzkampf, Neid, Liebesentzug, Wünsche-Syndrom...

Werden so Konsumenten heran gezogen, denen vermittelt wird, dass man nur etwas kaufen muss um glücklich zu sein?

Dem Belohnungs- und Bestrafungssystem gegenüber bin ich etwas kritisch eingestellt und halte es als nicht unbedingt pädagogisch wertvoll, genauso wie das Beibringen von Wünschen, das sich oft in „Will-haben“ wandelt.

Diese Art und Weise nutzt nur den großen Konzernen, deren Konten aus allen Nähten platzen, weil schon aus Kindern Konsum gesteuerte Menschen gemacht werden, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Konkurrenzdenken und der Neid schleicht sich weiterhin in die Köpfe und unbemerkt in das Unterbewusstsein. Wer wundert sich noch darüber, warum sich Depressionen häufen?

 

Ist diese Lichter-Glitzer-Welt tatsächlich das, was mit Weihnachten in Verbindung gesetzt wird, oder ist das eine Scheinwelt? Eine Illusion, in der uns Harmonie vorgegaukelt wird?

Tief drin kennen alle den eigentlichen Sinn von diesem Fest. Aber er wurde leider vergessen und somit rennt man dem schönen Glitzerkram hinterher, lässt ihn in Geschenkpapier einwickeln um ihn dann bei Weihnachtsmusik in den Ohren in Plastiktüten nachhause zu tragen.

Was seht ihr, wenn ihr in der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt die Menschen beobachtet? Seht ihr die Liebe, die Ruhe und die Harmonie in glücklichen erfüllten Seelen oder seht ihr eine Scheinwelt mit Scheinglück in Plastiktüten und Menschen, die sich mit Glühwein die restlichen Sinne benebeln.

 

 

Abgesehen von dieser unglaublichen Masse an Geld das Jahr für Jahr in die Läden und (RWE)Stromanbieter gesteckt werden, sehe ich die „Massenproduktion“ an Tannenbäumen mit genauso skeptischen Augen.

Sind geschmückte Tannenbäume im Wohnzimmer eigentlich wirklich Teil der ursprünglichen Tradition?

Es war noch gar nicht so lange her, dass man ein Tannenzweig in das Haus oder in die Wohnung aufgehängt hat, bis jemand entdeckte, dass man mit einem kleinen Baum (der bis zu 18 Jahre wächst bevor er im Wohnzimmer endet) ein großes Geschäft machen könnte. Dieser Brauch wird leider verharmlost und traditionsgemäß inzwischen als „normal“ angesehen.

 

Mag sein, dass viele noch in dem Bewusstsein stecken, dass Pflanzen und Bäume keine Gefühlswelt haben und somit auch nicht darunter leiden können. Schließlich wehren und schreien sie nicht.

Doch ich denke, dass sich seit dem Hambacher Forst, der dieses Jahr so groß in den Medien vertreten war, es immer mehr unter euch gibt, die umdenken was dies betrifft. Doch wie viele dieser Menschen, die an der Demo fleißig mit gelaufen sind und gegen die Abholzung waren, stellen sich kurz darauf wieder einen Baum ins Wohnzimmer?

Oder ist das nicht das gleiche?

Gibt es denn wirklich ein Unterschied zwischen der Massentierhaltung und der Massenzucht von kleinen Bäumchen?

 

Was würde Jesus zu dem ganzen Spektakel sagen, den wir hier jedes Jahr an seinem Geburtstag veranstalten? War es das was er gewollt hat?

 

 

Menschen sind manchmal schon komisch.

Wie wäre es, mal nicht sinnlosen Plastikquatsch zu kaufen, sondern mehr Ruhe im Kopf einkehren lassen und tatsächlich mal zur „Besinnung“ zu kommen?

Muss man sich eigentlich schämen, etwas zu verschenken, dass gebraucht ist, weil es mal dir gehört hat und ewig auf dem Dachboden verstaubt? Bücher, Spielzeug, Kleidung, Küchengeräte...

Nein, eigentlich schäme ich mich, dass ich Sachen die ich geschenkt bekommen habe und mir nicht gefallen, eher weg werfe, als sie weiter zu verschenken. Denn wie peinlich ist es, wenn man erwischt wird. Und wie würdet ihr schauen, wenn ihr ein gebrauchtes Buch geschenkt bekommen würdet?

Mal ehrlich... Wie seht ihr sowas?

 

Möglich, dass einige beim Lesen denken, dass ich ganz schön übertreibe. Was ich aber denke ist, dass mit dem Weihnachtsgeschäft übertrieben wird.

 

 

-Sich vielleicht einfach mal vorstellen, so ein kleiner Tannenbaum zu sein, der nach diesem menschlichen „Fest der Liebe“ neben einem Berg von Plastik- und Papiermüll liegt und darauf wartet, von der Müllabfuhr abgeholt zu werden...

 

-Sich einfach mal vorstellen, ein Obdachloser zu sein, der auf einer Parkbank sitzt und in die erleuchteten Fenster in der Straße blickt und Menschen in den beheizten Räumen beobachtet, während er friert.

 

-Sich einfach mal vorstellen, wie viel Hunger es auf der Welt gibt, bevor man seine Weihnachtsgans auf dem Tisch platziert.

 

-Sich einfach mal vorstellen, wie sich andere zu dieser Zeit fühlen.

 

 

Sich einfach mal vorstellen, wir sind alle Eins

Ich will damit nicht sagen, dass ihr kein Weihnachten mehr feiern sollt, ich wünsche mir, dass ihr euch darüber Gedanken macht, welchen Wert ihr diesem Fest geben wollt und dabei komplett alles im Außen ausblendet,was euch blendet. Schaltet die Werbung und die Lichterketten ab, kommt kurz zur Besinnung, werdet still in eurem Innern und denkt einen Moment daran, warum wir Weihnachten feiern.

Mir fallen dazu Wörter ein, wie Frieden. Ruhe. Liebe. Inneres strahlendes Licht. Freundlichkeit. Klarheit. Nette Worte. Umarmung. Dankbarkeit. Eine Kerze im Dunkeln.

Was fällt euch noch ein?

 

 

 

Hört in euch welche Werte ihr euren Kindern geben wollt.

Fühlt euch zurück in die Kindheit und erinnert euch an die Weihnachtszeit, erinnert euch daran, dass der Zauber nicht in Papier eingewickelt ist, sondern in eurem Herzen.

Lasst die wahre Tradition wieder in die neue Welt erstrahlen, denn dafür braucht man kein Geld.

 

Bringt euren Kindern nicht das Wünschen bei, sondern bringt euren Kindern Dankbarkeit bei. Vielleicht einen Dankbarkeitszettel statt einen Wunschzettel.

Bringt ihnen kein Konsum bei, denn dadurch kann man innere Leere nicht füllen.

Bringt ihnen nicht bei es gut zu heißen, Bäume aus ihrer Natur zu reißen. Macht ein Waldspaziergang, dort gibt es genug. Bringt ihnen Achtung, Respekt und Dankbarkeit vor der Natur bei.

Bringt ihnen nicht bei, wie man per Knopfdruck mit Strom Licht erzeugt, bringt ihnen bei das Licht zu sein.

Bringt ihnen nicht bei, dass das Christkind nur Geschenke bringt, wenn sie brav sind. Bringt ihnen bei, dass das Christkind bereits das Geschenk ist, sowie alle Kinder, Pflanzen und Lebewesen. Bringt ihnen bei, dass sie genauso viel Wert sind, wie das Christkind selbst.

Seid für eure Kinder da und bringt ihnen bei, dass ihr Licht wertvoll ist und es in der Welt strahlt auch ohne Play Station.

Bringt ihnen bei, dass nicht immer alles neu sein muss und sich jemand auch über etwas freut, dass du nicht mehr brauchst.

Überlegt euch etwas, womit man sich eine Freude machen kann, ohne Geld auszugeben, ohne Müll zu verursachen, denn die schönsten Dinge sind eh umsonst.

 

Erzählt Geschichten wie es früher war, so wie in diesem abschließendem Gedicht:

 

 

Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so friedlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderlich beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld,
hehres Glänzen, heil´ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
 
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt´s wie wunderbares Singen -
o du gnadenreiche Zeit!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt´s wie wunderbares Singen -
o du gnadenreiche Zeit!

Frohe Weihnachten!

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